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Feldhofs Thurgauer Erdbeeren

Gemüseanbau im Einklang mit der Natur

Knackiges Gemüse, geschlossene Kreisläufe, kurze Wege und die perfekte Erdbeere, für die sich das Warten lohnt. Eine Erfolgsgeschichte aus dem Thurgau.

Unweit des Bodensees bewirtschaften Verena und Tobias zusammen mit vielen helfenden Händen ein Stück Land. Auf den Feldern und in den kalten Gewächshäusern des Feldhofs in Scherzingen TG wachsen Gemüse, Früchte, Obst, Kräuter und Beeren nach Demeter-Richtlinien. Das ganze Jahr über das, was hier gerade Saison hat. So, dass Boden, Pflanzen, Tiere und Menschen gestärkt werden sollen. Hinter der Idee steht eine Genossenschaft, ohne diese gäbe es den Feldhof in der heutigen Form nicht.

Gemeinsam mit Mitarbeitenden, Lehrlingen und Praktikanten bewirtschaftet die Familie Tschudin-Rascher das Land. Die Erdbeere spielt eine besondere Rolle auf dem Feldhof. Angebaut wird, zwar nicht ausschliesslich, aber mit Tradition der Klassiker unter den Erdbeeren die Wädenswil 6. Diese Sorte macht vor allem das Waldbeeraroma unverwechselbar.

«Es kommen immer Leute auf den Markt: Wart Ihr die, die Erdbeeren haben die wie Walderdbeeren schmecken?» Tobias Rascher, Genossenschaft Feldhof

Der Wert alter Sorten

Nur etwa 200 Jahre ist es her, als Beeren in der Schweiz noch in Wald und Hecken gesammelt wurden. In anderen Ländern wie Frankreich und England werden Beeren schon wesentlich länger in Gärten gepflanzt. Die Eidgenössische Forschungsanstalt Wädenswil hat erst 1920 mit der professionellen Züchtung von Erdbeeren und Himbeeren begonnen. Diese Beeren, mit kurzen Entwicklungszyklen, können schnell weitergezüchtet werden. Die Ziele dabei sind eher rationaler Natur. Da geht es um Dinge wie gute Lagerfähigkeit und hohe Erträge. Der Geschmack ist schnell mal zweitrangig. So droht auch die Wädenswil 6 in Vergessenheit zu geraten und zu verschwinden. Sie schmeckt zwar ausgezeichnet, die Anspruchloseste bezüglich Lagerung und Transport ist sie allerdings nicht.

Geschmack und Sortenvielfalt zwischen Vergangenheit und Zukunft

Da stellt sich doch die Frage: Wofür der Aufwand, wenn es auch pflegeleichtere Sorten gibt. Geschmäcker sind bekanntlich unterschiedlich. Tobias ist nicht abgeneigt, es mit anderen Sorten zu versuchen.

Der Geschmack ist wichtig, aber nicht alles. Die Biodiversität ist ein drängendes Thema, in dem Fall geht es um die Sortenvielfalt. Was die Zukunft bringt, weiss kein Mensch so genau. Eine grosse Sortenvielfalt bringt Sicherheit. Sollte eine Sorte ausfallen, sei es ihr in Zukunft zu warm, zu nass, oder ein Pilz oder Käfer macht ihr zu schaffen, ist es mit einer grossen Vielfalt möglich auf eine andere Sorte zurückzugreifen und diese anzupflanzen. So dass wir nicht plötzlich ganzjährig zum Beispiel ohne Erdbeeren dastehen.

Komplette Verwertung

Zurück in die Gegenwart. Auf den Markt, in die Gemüsekisten und die Restaurants kommen bei den Erdbeeren nur die erster Wahl. Im Abfalleimer landet trotzdem keine einzige Erdbeere, wie Verena erklärt.

Demeter als ganzheitliche Denkweise

Was bei der Verwertung der Erdbeeren im Kleinen gilt, zieht sich im ganzen Hof durch. Auf dem Feldhof wird nach Demeter-Richtlinien gearbeitet. Im Grunde geht es bei Demeter darum, einen geschlossenen Kreislauf zu schaffen. Tobias und Verena halten deshalb auch Kühe, Esel, Schweine, Hühner und Bienen. In der biologisch-dynamischen Landwirtschaft wird vom Ganzen ausgegangen. Die Betriebe sollen so geführt werden, dass alles was für die Produktion benötigt wird, selbst erzeugt wird. Kooperationen mit anderen Betrieben sind erlaubt. Der Umwelt wird Sorge getragen, die Böden so bewirtschaftet, dass sie fruchtbarer werden und auf dem Feldhof ist auch das Zwischenmenschliche wichtig. Die Mitarbeitenden werden weder im Stundenlohn und schon gar nicht im Akkord bezahlt. Alle sind festangestellt. Vreni und Tobi führen das weiter, was Vrenis Eltern begonnen haben.

Vom Feld in den Bauch

Die Produktion ist nur die halbe Miete. Irgendwie muss das tolle Gemüse den Weg zu den Konsument*innen finden. Hauptsächlich sind das beim Feldhof Menschen, die ihren Einkauf direkt am Marktstand in St. Gallen oder Winterthur machen, in einem Restaurant essen, dass direkt beliefert wird, oder im Hofladen einkaufen. Vergangenes Jahr ist noch eine weitere Möglichkeit hinzugekommen. Der Feldhof setzt neu auch auf das Velo. Per Velokurier*in werden die Gemüsekisten in St.Gallen mit viavelo.sg direkt vor die Haustür geliefert. Die Direktvermarktung gibt dem Feldhof die Möglichkeit, die Qualität ihrer Produkte selbst zu bestimmen. Das Geräusch des knackigen Salats im Ohr, oder der betörende Duft der Erdbeeren in der Nase, sprechen für sich.

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Versuchen die Natur zu verstehen

Der Feldhof ist ein rundes Ganzes und macht einiges um im Einklang mit der Natur zu wirtschaften. Stehen bleiben ist allerdings keine Option. Tobias ist überzeugt, dass es noch besser, noch nachhaltiger geht.

Am 14. Juni 2019 haben uns Tobias und Verena auf dem Feldhof in Scherzingen TG herumgeführt und bekocht. Zwei Jahre später sind die Bilder auf dem Wochenmarkt und beim Velokurier St. Gallen entstanden.

Produktion: Angelo, Cristina, Myriam
Aufnahmen: Angelo, Raphael
Komposition: Raphael
Text: Cristina

Produziert Juni 2019
Publiziert Juli 2021

© Verein Kollektiv Piz 2021

Weiterführende Quellen für Interessierte:

– Pro Specie Rara, Schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren, Link: www.prospecierara.ch

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