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Auf dem Velo

Logistik in grün

Sie flitzen auf ihren Velos durch Zürich und liefern Kleines wie Grosses emissionsarm von A nach B. Seit 30 Jahren ist er fester Teil des Stadtbildes: Der Veloblitz.

Rote Ampeln als Aufforderung, Brakeless Fixie (für alle Nicht-Velo-Freaks: ein Velo mit Starrlauf ohne Bremsen), verschwitzt und männlich. Das Klischee des Velokuriers, entspricht nur teilweise der heutigen Realität. Was die Genossenschaft Veloblitz 1989 mit ein paar Velos begonnen hat, ist heute eine flexible Flotte und durchmischte Gruppe. Die Welt der Logistik hat sich mit dem Internet stark verändert. Der sich schnell bewegende Markt bringt grosse Chancen für eine ökologische Güterlogistik in der Stadt mit sich.

Seit 1989 im Wandel der Zeit

Die Kurier*innen des Veloblitz sind seit 1989 in und um die Stadt Zürich unterwegs. Zu Beginn ausschliesslich mit Velos, seit 2014 auch mit eigenen Erdgas-Autos. Die Städte in der Schweiz sind dichter geworden und haben sich ausgedehnt. Die Stadtgrenzen sind heute oftmals fliessend. So ist auch das Einzugsgebiet für den Veloblitz grösser geworden. Heute muss alles möglichst sofort geschehen. Die Ressourcen bleiben endlich. Ziel des Veloblitz: die umweltverträglichste Lösung.

Ein komplexes System

Täglich sind für den Veloblitz bis zu 35 Kurier:innen gleichzeitig unterwegs. Sie leisten eine anspruchsvolle, vielseitige und anstrengende Arbeit. In die Pedale treten, Treppen steigen und auch noch nett lächeln bei den Kund*innen. So vielseitig die Arbeit ist, so unterschiedlich sind auch die Hintergründe derer die diese leisten. Unter den über 100 Kurier:innen hat es einen Anwalt, Student*innen, Handwerker*innen und Akademiker*innen. Die meisten arbeiten Teilzeit, die grösste Gemeinsamkeit ist ihre Begeisterung fürs Velofahren. Velokurier:in ist eine Arbeit, die aus Leidenschaft gemacht wird.

«Das Velo ist das schnellste aller Transportmittel im Stadtverkehr.
Agil, wendig, flink und emissionslos.» Veloblitz

Der Job fordert nicht nur kräftige Wädli, sondern auch einen wachen Geist. Kurierdienst, wie es der Veloblitz anbietet, ist mehr als Paket X am Startort A aufladen und am Zielort B abladen. Velos, Cargovelos, Cargovelos mit Anhänger, Auto und Zug werden so kombiniert, dass es schnell geht und umweltverträglich bleibt. Dafür arbeitet ein Dispositionsteam im Hintergrund. Aufträge werden angenommen, geplant, an die Kurier*innen weitergegeben. Es wird umgeladen und (fast) alles möglich gemacht. Transportiert wird in der Stadt Zürich und weit darüber hinaus: überregional, national und auch international. An der Stadtgrenze wird gerne mal vom Auto aufs (Cargo-)Velo umgeladen. Schweizweite Sendungen werden mit dem Velo zum Zug gebracht, um in der Zielstadt ausgeladen und von einem anderen (Velo-)Kurierdienst weitertransportiert zu werden. Eine tägliche logistische Herausforderung, die zu Höchstleistungen anspornt und zusammenschweisst.

Miteinander geht’s besser

Der Veloblitz ist ein besonderer Arbeitsort. Es besteht ein spezieller Zusammenhalt unter den Mitarbeitenden. Viele von ihnen verbringen nicht nur Arbeits-, sondern auch Freizeit miteinander. Das ist sehr bezeichnend, dafür was Tobias als familiäre Atmosphäre beschreibt. Der Veloblitz ist eine Genossenschaft. Mitbestimmung und Mitverantwortung mach(t)en den Veloblitz zu dem was er heute ist. Wer beim Veloblitz arbeitet, hat die Möglichkeit die Zukunft des Betriebs aktiv mitzugestalten. Als Velokurier*in sind die Veloblitzer*innen Teil einer globalen Szene.

Im Einsatz für eine grüne Logistik der Zukunft

Güterlogistik ist eine globale Angelegenheit. Ein Klick und morgen liegt das Gewünschte im Briefkasten – viele Kilometer weit gereist. Der Verkehr ist für einen grossen Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der Warentransport nimmt stetig zu. Schlaue Logistikansätze können Teil der Lösung sein. Selbstverständlich sind Verhaltensänderungen, konkret ein Überdenken vom Konsumverhalten und Angebot nötig. Was wollen wir zu welchen Konditionen, wo und wie produziert kaufen? Wie schnell brauchen wir Dinge? Brauchen wir sie wirklich?

«Ich sehe das als ökologische, politische Mission.» Tobias Schär

Heruntergebrochen auf lokale Fragestellungen kann die Logistikbranche einen direkten Beitrag leisten, denn die Güterlogistik muss nicht nur global, sondern durchaus auch regional und lokal gedacht werden. Am Beispiel Zürich: Mit einem Lastwagen wird Gemüse zu verschiedenen Restaurants in der Innenstadt gefahren. Der Lastwagen ist laut, stinkt und ist für Fussgänger*innen und Velofahrer*innen ein Sicherheitsrisiko. Die Lösung: Der Lastwagen fährt bis an die Stadtgrenze. Dort wird auf Lastenvelos umgeladen. Mit den Velos wird das Gemüse emissionsarm, leise und mit wenig Platzbedarf zu den Restaurants gefahren. Damit das gelingen kann, braucht es Umladestellen, sogenannte «City-Hubs». Daran arbeitet der Veloblitz aktuell, ganz im Sinne einer umweltverträglichen Logistik, die im Einklang mit einer hohen Lebensqualität in der Stadt steht.

Produktion/Aufnahmen: Marcus
Komposition/Text: Cristina

Produziert Mai/Juli 2021
Publiziert August 2022

© Verein Kollektiv Piz 2022

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